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KOMMUNIKATION UND SELBSTFORMUNG - ODER DIE BEWEGLICHKEIT DER FREIHEIT

Kunstintervention am und im Dom zu St. Jakob, Innsbruck

von Simone Thurner und Alfons Planer (15.04. - 31.05.09)

 

Im Auftrag von Kunstraum Kirche, anlässlich des Tiroler Gedenkjahres 1809-2009,

"Freiheit zwischen Selbstbehauptung und Verblendung. Religion. Politik. Kultur."

links: Installationsansicht Simone Thurner, Plane 13x13m;  Rechts: Installationsansicht Alfons Planer, Selbstformende Plastik

Unser Ansatz hinsichtlich des Tiroler Gedenkjahres 1809 - 2009 ist der Versuch,
mit künstlerischen Mitteln möglichst frei, zeitlos und uneingeschränkt zu agieren.
Dies veranlasst uns in weiterer Folge den (Tiroler) Freiheitskampf als Beispiel
zu betrachten, wobei wir die Z e i t als eine sich fortwährend neu definierende
Gegenwart fokussieren, welche auch die Spuren der Vergangenheit in sich trägt.
Vor allem birgt jedoch die Gegenwart den Keim in sich mit dem sie über Zeit
und Raum mit der Zukunft kommuniziert.
Diese Wahrnehmung findet ihren Ausdruck in einem Bild mit einer einfachen
menschlichen Gestik von Simone Thurner sowie in einer sich selbst formenden
Plastik von Alfons Planer.
K O M M U N I K A T I O N   U N D   S E L B S T F O R M U N G
O D E R   D I E   B E W E G L I C H K E I T   D E R   F R E I H E I T
Die im Spannungsfeld von Licht und Wolken dargestellte Gestik kann Assoziationen
zwischen Mensch/Macht, Natur/Architektur und Transzendenz/Spiritualität
wachrufen. Die Formen der Hände lassen durch die Komplexität und
Ausgewogenheit ihrer Anatomie an Gewölbe, Pforten, Spitzbögen usw.
denken. Je nach Haltung vereint sich Gotisches mit Orientalischem, eine
Pyramide dehnt sich zu einer Kuppel aus und kann in der Gesamtwirkung
an die Front eines griechischen oder römischen Tempels erinnern...
Es tauchen jedoch auch Formen wie die eines Blattes, einer Knospe oder
eines Keimes auf.
Vor allem aber birgt diese mehrdeutige Symbolik eine Art Konzentration in sich,
der der Wille zu Ausdruck und/oder Kommunikation zugrunde liegt.
Um etwas zu vermitteln, das mit Worten allein nicht leicht auszudrücken möglich
ist, etwa eine Idee, deren Umsetzung noch ungeboren ist, greift man bewusst
oder unbewusst auf die Gestik zurück, welche dieses erst im Geiste Vorhandene
erspüren und erahnen lässt, - nämlich den Gedanken, der der erste Schritt
zur Manifestation ist.
Verbindendes, Vereinendes zwischen Geist und Materialität, zwischen Innen
und Aussen, zwischen ruhendem Innehalten und aktivem konstruktivem Handeln
soll versinnbildlicht werden,
dem als “leer Empfundenen” Inhalt erfahrbar werden.
Bewusstsein ist Macht.
* vgl. Text Bernhard Braun zur Ausstellung: Alfons Planer „Von der Zeichnung über die Malerei zur Selbstformenden Plastik“
Theolog. Fakultät Innsbruck, Mai 2007; www.uibk.ac.at/theol/gangkunst.html/ausstellungplaner.html
Dass Veränderung und Wandlung naturgemäß und schwer in ein künstliches
System zu pressen möglich sind, wird auch an der sog. Selbstformenden Plastik
veranschaulicht, auf welche ein lebendiger Organismus, flüssiges Baumharz,
aus einer vom Gewölbe herunterhängenden Urne tropft.
Die Temperatur verändert die Konsistenz, den Intervall und den Rhythmus des
Tropfens, der auch während seinem Fall noch lange durch einen “Faden”, wie
durch eine Nabelschnur, mit seiner Herkunft verbunden bleibt. Dann reißt, bzw.
löst sich der Tropfen, fällt auf die sich darunter formende Plastik, setzt Duftstoffe
frei, während sich ein Teil des Fadens wieder zurückzieht, um erneut Teil des
nächsten Tropfens zu werden.
Dieser Rhythmus von Gravitation und Levitation führt sich anschaulich fort
und wird so zum Puls eines lebendigen, sich selbst organisierenden Mementos.
“Das Harz ist Zeichen fließender Energie und sorgt dafür, dass die Plastik sich
durch Wärme und Kälte, durch die Schwerkraft, durch die Trägheit des Materials
stets anders formt. Sie lebt, sie verströmt mit ihrem Duft eine Aura und sie verändert
sich in den folgenden Wochen hier ständig.”*
Hier nimmt es den Dialog mit dem Innenleben über die Harzplastik auf, welche
sich wie ein ruhiger Pol, oberhalb der Krypta, im Zentrum des Domes, dem
Vierungsschnittpunkt von Langhaus und Querschiff, formt.
So kann zur bewussten Reflexion und Wahrnehmung des symbolischen Mittelpunktes,
dem Hochaltar mit dem Allerheiligsten und dem Mariahilfbild von L.
Cranach, angeregt werden.
Andererseits symbolisiert dieser “Klang” von Licht, Geist und Materie eine
sich manifestierende Idee.
Individualität nährt sich von der Entwicklung.
Man könnte sagen, dass unseren Interventionen der Eros oder die Beweglichkeit
der Freiheit innewohnt, welche sich im Wechselspiel von Kommunikation
und der Selbstformung zeigt.
Simone Thurner, Alfons Planer; 2009

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MEINE ROTEN SCHUHE

 

künstlerischer Beitrag zum Projekt "Ort der Behauptung" (Konzept Jeannot Schwartz),  2012

 

"Kunst existiert nur in Form von Behauptung. So wie der Kunsthandel Kunstbehauptungen nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten befragt und bewertet, unternimmt das Ausstellungsformat ORT DER BEHAUPTUNG den Versuch, Kunstbehauptung begrifflich, d.h. am Ort seiner Äquivalenz zu befragen. Für diese Erprobung wurde ein Anbindungsstück mit Sockelfunktion geschaffen. Es erlaubt, Kunst-Gegenstände über dem Haupt zu tragen. Der Träger mutiert dabei zum lebenden Sockel für Kunst. Er kann die von ihm getragene Kunst selbst nicht sehen, wird vom Anderen aber in dieser Verbindung gesehen. Behauptungen ist zu eigen, dass sie ohne Gewissheit auskommen müssen."                                   Jeannot Schwartz

 

Ideen wollen getragen werden - sie werden vom Kopf nach aussen getragen. Schuhe wollen getragen werden, um mich durch den Raum zu tragen. Dieses Paar Atelier-Schuhe begleitete sämtliche Ideen aus dem Kopf heraus und ist nun selbst zur Idee auf dem Haupt geworden. Im Sinne einer sog. Behauptung vermitteln sie Bodenständigkeit, indem das auf dem Haupt Getragene selbst eine tragende Basis und den Kontakt zum Boden darstellt, aber gleichfalls auch Beweglichkeit und Vorwärtskommen symbolisiert.

Simone Thurner

 

16. - 18. März 2012

biennial art fair for emerging contemporary art - KunStart 12 | Bozen, Italien

 

23. März - 13. April 2012

Foto- u. Videodokumentation im kooio - forum für kunst und kommuniation, Innsbruck

 

02. April 2012, 20-21h

live-sendung auf Radio Freirad, Innsbruck Künstlerdiskussion über Erfahrungen bei der Erprobung "Ort der Behauptung"

 

11. April 2012

 Salon „Ort der Behauptung“, Kunstpavillon, Innsbruck

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